SGL Carbon zeigt Stabilität in schwierigem Marktumfeld

  • Graphite Solutions mit leichtem Umsatzwachstum und positiver Margenentwicklung
  • Process Technology kann gute Vorjahreszahlen nochmals steigern
  • Nachfrageschwäche bei Carbon Fibers belastet weiterhin Konzernumsatz und Profitabilität
  • Trotz leichtem Umsatzrückgang (-4,0 %) verbessert sich die EBITDA-Marge im Halbjahresvergleich von 15,7 % auf 16,1 %
  • Prognose für 2024 bestätigt

Das 2. Quartal 2024 bestätigt die solide Geschäftsentwicklung der SGL Carbon in einem zunehmend volatilen Marktumfeld. Nach 272,6 Mio. € in Q1 und 265,4 Mio. € in Q2 hat die SGL Carbon im 1. Halbjahr 2024 einen Konzernumsatz in Höhe von 538,0 Mio. € erzielt (H1 2023: 560,5 Mio. €). Dies entspricht einem leichten Rückgang von 4,0 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, bereinigt um Währungseffekte reduzierte sich der Konzernumsatz um lediglich 2,2 %. Das bereinigte EBITDA als wichtige Kennzahl des Konzerns blieb hingegen mit 86,5 Mio. € im Halbjahresvergleich nahezu konstant (H1 2023: 88,0 Mio. €). Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich von 15,7 % auf 16,1 %, insbesondere aufgrund der anhaltend positiven Umsatzentwicklung im Marktsegment Halbleiter und der damit verbundenen Produktmixänderung. Im Gegenzug belastete die anhaltende Nachfrageschwäche im Geschäftsbereich Carbon Fibers weiterhin die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns.

„Die unterschiedliche Dynamik in unseren Absatzmärkten zeigt sich auch in der Entwicklung unserer Geschäftsbereiche. Graphite Solutions und Process Technology haben sich in den ersten sechs Monaten 2024 erwartungsgemäß gut entwickelt. Aufgrund der Beendigung eines Liefervertrages und der Nachfrageschwäche aus der Automobilindustrie konnte hingegen die Composite Solutions ihre guten Vorjahreszahlen nicht wiederholen. Für den Geschäftsbereich Carbon Fibers sehen wir auch nach sechs Monaten in 2024 keine Erholung“, erläutert CEO Dr. Torsten Derr.

Unter Berücksichtigung der Abschreibungen von 27,0 Mio. € (H1 2023: 29,1 Mio. €) sowie von Einmal- und Sondereffekten von minus 3,6 Mio. € (H1 2023: minus 46,9 Mio. €) ergibt sich für das 1. Halbjahr 2024 ein EBIT von 55,9 Mio. € (H1 2023: 12,0 Mio. €). Die Einmaleffekte und Sondereinflüsse resultieren unter anderem aus den Restrukturierungsmaßnahmen für die Carbon Fibers und die Produktlinie Battery Solutions. Beim Vorjahresvergleich ist zu berücksichtigen, dass das 1. Halbjahr 2023 durch die Wertminderung auf die Vermögenswerte der Carbon Fibers überproportional belastet wurde (44,7 Mio. €).

Entwicklung der Geschäftsbereiche

Der Geschäftsbereich Graphite Solutions erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatz von 284,2 Mio. € und lag damit mit 1,3 % geringfügig über dem Vergleichswert des Vorjahres (H1 2023: 280,6 Mio. €). Dabei wurde der weiterhin prozentual zweistellige Umsatzanstieg mit Kunden aus der Halbleiterindustrie durch den Nachfragerückgang in den Marktsegmenten Batteriematerialien, Solar und Industrielle Anwendungen nahezu vollständig aufgezehrt.

Mit einem Umsatzanstieg von 16,4 Mio. € bzw. 13,1 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum trug insbesondere das Marktsegment „LED und Halbleiter“ zur positiven Entwicklung der Graphite Solutions bei und macht nun rund 50 % des Gesamtumsatzes der Graphite Solutions aus (H1 2023: rund 45%). Wichtigstes Umsatzsegment sind dabei die Kunden aus dem Bereich Siliziumkarbid-basierte Halbleiter, die im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatzanstieg von mehr als 20 % verzeichneten.

Überproportional zum Umsatz stieg das bereinigte EBITDA der Graphite Solutions im 1. Halbjahr deutlich um 10,9% auf 72,2 Mio. € (H1 2023: 65,1 Mio. €). Entsprechend erhöhte sich auch die bereinigte EBITDA-Marge im Halbjahresvergleich von 23,2 % auf 25,4 %.

Der Geschäftsbereich Process Technology konnte die guten Umsatz- und Ergebniszahlen des Vorjahres noch einmal verbessern. Mit einem Umsatzplus von 8,5 % auf 69,9 Mio. € (H1 2023: 64,4 Mio. €) setzt der Geschäftsbereich seine erfolgreiche Geschäftsentwicklung weiter fort. Dabei profitiert die Process Technology von ihrer globalen Ausrichtung mit Standorten in Nordamerika, Europa und Asien. Die hohe Kapazitätsauslastung führte auch zu einer deutlichen Verbesserung des bereinigten EBITDA von 11,9 Mio. € auf 16,0 Mio. € im 1. Halbjahr 2024. Entsprechend stieg die EBITDA-Marge von 18,5 % im 1. Halbjahr 2023 auf nunmehr 22,9 %.

Im 1. Halbjahr 2024 betrug der Umsatz des Geschäftsbereichs Carbon Fibers 110,1 Mio. € und lag damit unter dem Wert der Vorjahresperiode von 125,1 Mio. €. Der Rückgang beruht insbesondere auf der anhaltend schwachen Nachfrage aus der Windindustrie. Im 1. Halbjahr 2024 führten zusätzlich die weltweiten Überkapazitäten bei Produkten in den Marktsegmenten Textile Fasern, Industrielle Anwendungen sowie Transport zu Umsatzrückgängen im niedrig zweistelligen Prozentbereich. Das bereinigte EBITDA der Carbon Fibers sank entsprechend im Halbjahresvergleich um 10,5 Mio. € auf minus 4,4 Mio. € (H1 2023: 6,1 Mio. €). Die fehlende Fixkostenabsorption aufgrund von temporär stillgelegten Produktionslinien führte zu hohen Leerkosten und wirkte sich verbunden mit sinkenden Margen bei Commodity Produkten entsprechend belastend auf das bereinigte EBITDA aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das bereinigte EBITDA des Geschäftsbereichs Carbon Fibers einen Ergebnisbeitrag in Höhe von 7,7 Mio. € aus dem At-Equity bilanzierten Joint Venture BSCCB enthält (H1 2023: 11,0 Mio. €).

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Composite Solutions im 1. Halbjahr 2024 verminderte sich um minus 16,0 % auf 66,9 Mio. € (H1 2023: 79,6 Mio. €). Der Rückgang basiert insbesondere auf der Beendigung eines projektgebundenen Liefervertrags mit einem Automobilkunden. Bei der Nachfrage machen sich auch die geringeren Absatzzahlen mit Elektrofahrzeugen bemerkbar. Das Marktsegment Automobil ist mit einem Anteil von 93 % am Halbjahresumsatz der Composite Solutions das bestimmende Kundensegment. Infolge niedriger Absatzvolumina verminderte sich das bereinigte EBITDA der Composite Solutions im Halbjahresvergleich deutlich um 34,1 % auf 8,1 Mio. € (H1 2023: 12,3 Mio. €). Die bereinigte EBITDA-Marge hat sich entsprechend von 15,5 % in H1 2023 auf 12,1 % abgeschwächt.

Verschuldung, Eigenkapital und Investitionen

Die Nettofinanzschulden zum 30. Juni 2024 erhöhten sich geringfügig um 3,1 % auf 119,4 Mio. € (31.12.2023: 115,8 Mio. €). Der Verschuldungsfaktor blieb unverändert bei 0,7. Aufgrund des positiven Konzernergebnisses erhöhte sich die Eigenkapitalquote im Vergleich zum 31.12.2023 leicht auf solide 44,3 % (31.12.2023: 41,1 %).

Das Investitionsvolumen im 1. Halbjahr 2024 betrug 44,2 Mio. € und lag damit deutlich über den Abschreibungen von 27,0 Mio. €.

Ausblick

Die derzeit volatile und zum Teil unter den Erwartungen liegende Entwicklung in einigen unserer Absatzmärkte beeinflussen die erwartete Umsatz- und Ergebnisentwicklung der Geschäftsbereiche. Aufgrund unseres diversifizierten Geschäftsmodells können veränderte Nachfragebedingungen für bestimmte Produkte durch über den Erwartungen liegende Umsätze in anderen Bereichen zu großen Teilen ausgeglichen werden. Daher gehen wir auch weiterhin davon aus, unsere im März gegebene Prognose für die SGL Carbon Gruppe am unteren Ende der angegebenen Spanne zu erreichen. Für das Geschäftsjahr 2024 erwarten wir einen Konzernumsatz auf Vorjahresniveau (2023: 1.089,1 Mio. €) sowie ein bereinigtes EBITDA auf Gruppenebene zwischen 160 – 170 Mio. €.

Thomas Dippold, CFO der SGL Carbon, erläutert dazu: „Eines unserer wichtigsten Marktsegmente ist die Halbleiterindustrie und hier insbesondere die Nachfrage nach Graphitkomponenten für die Herstellung von Siliziumkarbid-basierten Halbleitern. Diese werden aufgrund ihrer höheren Effizienz und Leistungsstärke vor allem in Elektrofahrzeugen verwendet. Im 1. Halbjahr 2024 hat sich die weltweite Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im Vergleich zu den Zuwächsen in den Vorquartalen verlangsamt und auch für die kommenden Monate wird nicht von einer Rückkehr zu den Steigerungsraten des Vorjahres ausgegangen. Hinzu kommen hohe Lagerbestände in der Halbleiter-Wertschöpfungskette, die sich ebenfalls auf die Nachfrage nach unseren Produkten auswirken. Auch wenn wir davon ausgehen, dass der Markt für Hochleistungshalbleiter für Elektrofahrzeuge zukünftig weiter deutlich wachsen wird, erwarten wir für das 2. Halbjahr 2024 eine Verlangsamung der Nachfrage nach unseren Spezialgraphitkomponenten zur Herstellung von SiC-basierten Halbleitern. Für die Graphite Solutions gehen wir jedoch weiterhin von einem Umsatz und bereinigten EBITDA über Vorjahr aus.“

Im Gegenzug entwickeln sich andere Marktsegmente besser als erwartet und können so Nachfrageschwankungen innerhalb der SGL Carbon Gruppe ausgleichen. Unter Einbeziehung der Geschäftsbereichsentwicklungen des 1. Halbjahres 2024 sowie der erwarteten Trends für unsere wesentlichen Absatzmärkte geht die Gesellschaft von einer Einhaltung ihrer gegebenen Prognose für Umsatz und bereinigtes EBITDA im Geschäftsjahr 2024 am unteren Ende der avisierten Spanne aus.

Weitere Details zur Geschäftsentwicklung im 1. Halbjahr 2024 können dem Zwischenabschluss entnommen werden.

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